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AutorenbildMarketing Natives

#8: Wearables

Wearables. Ein Trend, ein Modewort, ein Hype? Nur eine weitere nutzlose Technologie oder bahnbrechende Technik? Das und mehr im neuen MuK*-Blog von Astrid Schipfer.

*FH St. Pölten Studiengang Media- und Kommunikationsberatung


Wearables: Technik zum Anziehen

Wearables. Ein Trend, ein Modewort, ein Hype? Nur eine weitere nutzlose Technologie oder bahnbrechende Technik? Das kleine Wunderding oder der große Datenschutz-Leak? Sind Wearables die Zukunft?

Im Internet findet man viele Seiten, die einem helfen, den perfekten Fitness-Tracker zu wählen. Aber ist das wirklich alles, was Wearables bieten können? Wir kennen die kleinen hilfreichen Armbänder, die unseren Puls messen, und auch die Apple iWatch wurde hoch gehypt. Aber, oh Wunder, es gibt mehr.


Kleine technische Helferlein

Activity Tracker

Aber was fällt nun alles unter den Begriff „Wearable“? Es ist ein technisches Gerät, das am Kör

per getragen werden kann. Diese Computertechnologie macht es unter anderem über eine hochentwickelte Sens

orik möglich, in Echtzeit Daten zu verarbeiten, auszuwerten, zu senden und zu empfangen. Die tragbaren Geräte sind außerdem ein Teil des Internets der Dinge. Sinn dahinter ist es, Tätigkeiten in der realen Welt zu unterstützen.

Konkret geht das Spektrum von intelligenten Armbändern über spezielle Kleidungsstücke mit Zusatzfunktionen, Smartwatches, Fitnessbändern, Datenbrillen und sogar implementierbare Mikrochips. Alles fällt darunter, was man am Körper oder im Körper tragen kann.

Zusätzlich zum Begriff „Wearables“ existieren auch noch „Wearable Technology“ und „Wearable Computing“. Zweiteres befasst sich vor allem konkret mit der Interaktion zwischen Mensch und Maschine.


Doch welchem Zweck dienen Wearables? Grob unterschieden wird in Quantified Self und Human Enhancement.

Quantified Self sind Self-Tracking-Lösungen, die am Körper getragen werden, um das Leben zu verbessern. Gerade im sportlichen und medizinischen Bereich erleben diese Wearables einen Boom. Getrackt werden die Daten des Körpers. Zusammengeführt mit weiteren Daten wie Zeit, Raum, etc. können so konkrete Analysen stattfinden, die dann bspw. am Smartphone in Apps als Berichte vorliegen.

Beim Human Enhancement geht es darum, den Menschen zu „optimieren“, es sollen also die menschlichen Möglichkeiten erweitert werden. Dies kann körperlich und geistig passieren, also sowohl am als auch im Körper. Meist werden diese im Kopfbereich getragen. Auch hier wird mit Apps auf Smartphones und Co. zusammengearbeitet. Ein Beispiel dafür sind unter anderem Smart Glasses (Gabler, 2017).


Google Glasses

Quelle: shutterstock.com

Österreich und Wearables?

In Österreich sind Wearables noch nicht verbreitet. Über 84 % der ÖsterreicherInnen besitzen kein solches Gerät. Auch der Fitness-Armband-Trend ist mit 8,9 % nur wenig verbreitet, Smartwatches hinken mit 8,3 % ebenso stark hinterher (Statista, 2016).

Auch sonst sprechen die Zahlen eher gegen den vermeintlichen Trend. Laut dem Mobile Communication Reports 2016 der MMA Austria überlegen nur knapp 10 %, sich im nächsten Jahr möglicherweise ein Wearable zu leisten.

Warum sind Wearables dann beinahe immer bei den Top-Trends für die Zukunft angegeben? Weil sie eben doch mehr können als nur Schritte zu zählen.

Vom Fitnessband zum Lebensverbesserer

Nicht nur für Personen, die ihren Pulsschlag kontrollieren wollen, bieten sich Chancen. Gerade im Bereich der Medizin können verschiedenste Wearables körperlich behinderten Personen ein Vielfaches an Lebensqualität schenken.

Da gibt es den Fall eines Mannes namens Neill Harbisson, der von Geburt an farbenblind war. Und jetzt Farben hören kann. Dank einem so genannten „Eyeborg“ kann er diese nun als Töne hören. Das Gerät verwandelt Farben in elektronische Klänge. So ist die Farbe Blau zum Beispiel der Ton Cis. Harbisson sagte 2004 dazu, dass die größte Veränderung dabei für ihn gewesen sei, die Technologie nicht als Werkzeug, sondern als einen Teil von sich selbst wahrzunehmen .

Dann haben wir Emma Lawton, eine enge Freundin des Innovationsdirektors der Research-Abteilung bei Microsoft, Haiyan Zhang. Lawtons Beruf ist Grafik-Designerin. Grafik-Designerin mit der Krankheit Parkinson. Normalerweise das Aus des Berufs, entwickelte Zhang eine SmartWatch speziell für sie. Kleine Vibrationsmotoren senden Signale an das Gehirn, um es davon abzulenken, das Zittern zu erzeugen. So können die Muskelbewegungen verringert werden. Für Lawton ist es so möglich, wieder zu schreiben. Die Emma Watch soll bald schon marktreif sein, um mehr Parkinson-Patienten das Leben zu erleichtern.


Einweiterer spannender Anwendungsfall von Wearables ist das Cochlea-Implantant, kurz CI. Menschen mit schwerer bis hochgradiger Schallempfindungs-Schwerhörigkeit helfen handelsübliche Hörgeräte nicht bzw. zu wenig. Durch das Implantat wird der Hörsinn der Betroffenen wiederhergestellt. Das Innenohr, das nicht mehr funktioniert, wird umgangen. Elektrische Impulse stimulieren die Nervenfasern direkt in der Cochlea. Ein Teil wird am Kopf hinter dem Ohr getragen, der andere wird in den Körper unter die Haut operiert. Menschen können dank Wearable wieder hören.

Ein Schritt weiter: Die Wearables der Zukunft

Das ist die Gegenwart. Doch was ist die Zukunft? Zum Beispiel ein Unternehmen, das Menschen Mikrochips implantiert. Wie die schwedische Firma Biohax International es heute bereits tut und damit Pionier in Europa ist.

Im Interview mit dem schwedischen CEO Jowan Österlund erzählt er, dass der Gedanke, Wearables so stark in den Alltag zu integrieren, für ihn nicht visionäres Denken, sondern eine Pflicht ist. Allen Menschen sollen neue Chancen ermöglicht werden, nicht nur Personen mit besonderen Bedürfnissen. Mehr vergleichbar damit, den eigenen Körper in einem Fitness-Studio zu trainieren. So lehrt man den Körper technische Maschinen zu verstehen. Sein Traum ist es, diese Technik allen Menschen zugänglich zu machen. Für ihn bedeutet es, die Menschen „besser“ zu machen.

Der Gedanke dahinter liegt darin, das Leben zu vereinfachen und den Komfort zu erhöhen. Es ist nicht mehr notwendig, verschiedenste Apps, mehrere Zugangskarten, Schlüsselkarten und verschiedene Bankomat- und Kreditkarten einstecken zu haben, weil alles über diesen einen Mikrochip läuft.

Auch für die Werbebranche würden sich auf lange Sicht so viele Möglichkeiten ergeben. Die Technik dazu wird immer günstiger, das Leben lässt sich vernetzen – und die Menschen bestimmen selbst, was sie wollen und was nicht. Relevante Werbung, die aktiv eingeholt wird und somit aktiv Aufmerksamkeit erfährt.

Jedoch ist es für Österlund viel mehr als das. Er möchte die Welt durch sein Produkt ein kleines Stückchen besser machen:

„Knapp 50 % der Wearables werden nicht mehr als drei Monate genützt, bevor sie dann mehr oder weniger im Müll landen. Die implantierten Chips halten mindestens 20 Jahre, werden also nicht, überspitzt gesagt, alle 4 Monate wie die Plastikkarten und technischen Geräte jetzt ersetzt. Somit ist diese Technologie auch wesentlich nachhaltiger. Ressourcen werden geschont.“

Sicherheit als USP der Zukunft

Auch Österreicherin Eva Mader, DI, Point of Origin, ist der Meinung, dass das Leben der Menschen durch diese Technik verbessert werden kann. Sie erzählt im Interview:

„Der Sinn von Wearables ist es ja, Daten zu sammeln und diese dann in weiterer Folge nützbar zu machen, um das Leben der Menschen zu verbessern.“

Als Problem sieht sie jedoch die noch so vielen offenen Fragen, gerade in Bezug auf das Thema Sicherheit, das eine Grundvoraussetzung für die Nutzung ist.

„So wird in weiterer Folge die Akzeptanz maßgeblich beeinflusst.“

Laut Mader überträgt sich die private Angst oft auf das Business, deswegen hat diese Technik noch so wenig Einzug in den Alltag genommen. Auch auf der politischen Agenda ist es noch viel zu wenig Thema.

Offen ist, wie man mit den Daten umgeht und wirklich Sicherheit schafft. Mader rät dazu:

„Die digitale Kompetenz der Menschen muss stärker ausgebaut werden. Jeder sollte wissen, was mit den eigenen Daten passiert. Nur so kann es sein, dass man neue Techniken als Chance sieht statt als Gefahr.“

Sicherheit als USP der Firmen der Zukunft. Ankommen werden Wearables bei der breiten Masse jedoch frühestens in 15 Jahren. Rechtliches, Sicherheit und die Ethik müssen davor thematisiert worden sein. Es muss Klarheit herrschen. Wearable, ein Trend, ein Modewort, ein Hype, und die Zukunft.


Astrid Schipfer

Autorin: Astrid Barbara Schipfer

Autorin: Barbara Klinser-Kammerzelt

FH St. Pölten FH-Dozentin im Bachelor Marketing & Kommunikation, Master Digital Marketing & Kommunikation Lehrgangsleitung Werbung & Markenführung

Disclaimer: Namentlich gekennzeichnete Beiträge wie dieser hier geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Anbieters wieder.

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