Mentoringprogramm - Was sagt der Experte?

Rudi Bauer im Interview

Mentoringprogramm – Was sagt der Experte?
29. August 2015 Marketing Natives

Die Marketing Natives bieten euch auch heuer wieder ein Mentorenprogramm an. Die ersten Mentoren und Mentees haben sich bereits zum Kennenlernen getroffen! Details zum Programm findest du hier. Wir wünschen allen eine schöne, bereichernde und intensive Zeit und freuen uns natürlich, wenn ihr dazu auch auf unserem Blog berichtet. Einfach eine Mail an Ivana schreiben und Details abklären.

Bevor wir aber eure persönlichen Insights hier veröffentlichen, haben wir einen Experten zum Thema Sinn und Unsinn von Mentorenprogrammen interviewt. Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich GmbH, ist selbst einer unserer Mentoren. Was er zur aktuellen Joblage im Marketingbereich in Österreich sagt und warum er euch ein Mentorenprogramm ans Herz legt, lest ihr hier.


Rudi Bauer – Expertenstimme zum Mentoringprogramm

Herr Bauer, als Geschäftsführer von StepStone Österreich wissen Sie über die Lage am Arbeitsmarkt gut Bescheid. Wie würden Sie die derzeitige Situation für junge MarketerInnen beschreiben?

Jobs im Marketing sind eine begehrte Sache. Im Vergleich zu Branchen mit großem Fachkräftemangel – wie es in der IT-Branche oder im Ingenieurwesen ist – gibt es im Marketingbereich vergleichsweise weniger Jobangebote, aber dafür umso mehr Bewerber. Das klingt jetzt vermutlich nicht sehr rosig. Aber: motivierte Leute, die ein Gespür für den Markt haben und auch über den Tellerrand hinausblicken wollen, sind gefragt und werden ihren Weg im Unternehmen gehen.

Wenn wir uns das Feld der Werbung und Marktkommunikation anschauen, können Sie da Unterschiede feststellen bei den Anforderungen, die heute an BerufsanwärterInnen gestellt werden, zu jenen, die früher verlangt wurden?

Auf jeden Fall – hier gibt es definitiv Unterschiede. Berufseinsteiger im Marketing brauchen heute auch für Generalistenpositionen ein viel umfassenderes Wissen als früher. Auch wenn man im klassischen Marketing tätig und nicht Online-Marketier ist, braucht man ausreichend Know-how was im Social Media Marketing, Performance-Marketing, Community Management usw. die Themen sind. Durch die Digitalisierung haben sich neue Marketingfelder aufgetan, die es früher schlichtweg einfach nicht gegeben hat. Somit müssen junge Marketingleute neben der von Unternehmen oftmals schon gewünschten Berufserfahrung auch ein gewisse Bandbreite an Know-how mitbringen.

Würden Sie sagen, dass es einen Fachkräftemangel in der Branche gibt, oder liegt hier einfach ein Miss-Match vor: Unternehmen und Job-AnwärterInnen haben  unterschiedliche Erwartungen und Ansichten? Woran liegt das?

Nein, von einem Fachkräftemangel kann man sicherlich nicht sprechen. Marketing ist einfach ein spannendes und damit beliebtes Berufsfeld, wo es schlichtweg mehr Kandidaten als offene Stellen in den Unternehmen gibt. Schreibt man eine Position im Marketing aus, wird der Arbeitgeber mit einer viel größeren Zahl an Bewerbungen rechnen können, als es im Fall einer IT-Position ist.

Was denken Sie über den Begriff „Generation Praktikum“? Trifft diese Vereinfachung auf unsere Generation tatsächlich zu oder sind das nur „schlechte Ausreden“?

Der Begriff „Generation Praktikum“ ist ein viel zitierter und strapazierter Begriff. Aus meiner Sicht haben Praktika definitv nach Abschluss des Studiums zugenommen, eine ganze Generation aber pauschal so zu bezeichnen, ist übertrieben. Es gibt schwarze Schafe und bestimmte Branchen, die gut qualifizierte Absolventen auch nach absolviertem Studium noch in Form von unbezahlten oder schlecht bezahlten Praktika beschäftigen, und so an Personalkosten sparen. Tendenziell sind Absolventen bestimmter Studienrichtungen wie Kultur- oder Sozialwissenschaften eher davon betroffen, als es jene von Studienrichtungen mit akutem Fachkräftemangel sind. Beispielsweise werden Techniker und Ingenieure händeringend gesucht. Die Unternehmen versuchen Studenten schon während der Ausbildung in Form von Praktika ins Unternehmen zu holen und nach dem Abschluss diese langfristig ans Unternehmen zu binden.

Für unsere Mitglieder bieten wir im Rahmen der Marketing Natives auch ein Mentorenprogramm an. Obwohl der Begriff des „Mentors“ in Österreich nicht so weit verbreitet ist, zeigt sich international eine Tendenz, solche Ansätze wieder stärker in den Vordergrund zu stellen. Was halten Sie davon? Welche Vorteile ergeben sich hier sowohl für die Mentees als auch für die MentorInnen?

Aus meiner Sicht ist ein Mentoring eine sinnvolle Sache, nicht nur für den Mentee sondern auch für den Mentor. Im Berufsleben etablierte Menschen bringen neben einer breiten Palette an Fachwissen auch sehr viele persönliche Erfahrungen mit. Gerade am Beginn der Berufslaufbahn war man mit bestimmten Situationen noch nicht konfrontiert und kann mit Hilfe eines Mentors Problemstellungen einfacher und besser handeln. Weiters kann ein Mentor mit einem guten persönlichen Netzwerk eine wertvolle Hilfestellung bei der Jobsuche sein. Der Mentor selbst bekommt durch den Mentee einen frischen Blick auf die Vorstellungen, Denkweise und Erwartungshaltung einer auf den Arbeitsmarkt strömenden Generation. Das ist definitiv etwas, das man mit den Jahren im Berufsleben ein bisschen verliert.

Wie würden Sie junge Menschen – nicht nur in der Marketingbranche – beraten, wenn sie über den Sinn, Unsinn und Unterschied eines Mentorenprogramms im Vergleich zu einem Praktikum nachdenken? Was bringt mehr?

Ein Mentorenprogramm und ein Praktium sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das Mentoring zielt auf Coachen und Guiden ab. Der Mentor kann den Mentee bei wichtigen Fragestellungen oder Entscheidungen beraten und unterstützen. Im Fall des Praktikums geht es darum selbst Berufserfahrung während der Ausbildung zu sammeln und selbst Hand anzulegen. Sinnvoll ist daher meiner Meinung nach beides, wobei das Mentoring beim Start ins Berufsleben sinnvoller ist.

Wenn Sie an Ihren Jobanfang zurückdenken, hätten Sie zu dieser Zeit gerne einen Mentor gehabt und falls ja, wer wäre das gewesen?

Auch wenn der Begriff Mentoring damals nicht so gebräuchlich war, hatte ich auf meinem Berufsweg immer wieder Vorgesetzte und Kollegen, die mir als Sparring Partner zur Verfügung gestanden sind und mir damit Hilfestellungen angeboten haben. Es gibt für mich aber keinen Wunschkandidaten als Mentor.

Was würden Sie jungen ArbeitsmarktteilnehmerInnen noch gerne mit auf den Weg geben?

Ich wurde mein ganzes Berufsleben durch meine Neugierde motiviert, um mich immer wieder mit neuen Themen, Branchen und Inhalten zu beschäftigen. Das ist auch mein Tipp – Keine Angst vor Veränderungen und niemals aufhören neugierig zu sein.

Vielen Dank, Herr Bauer, für Ihre Zeit!

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